Wissenschaft und Forschung

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Bilderbuch-Landung, Hubschrauber & Suche nach uraltem Leben: Mars Rover "Perseverance" erfolgreich auf rotem Planeten gelandet

Mit einem Bilderbuchmanöver ist der neue Mars-Rover "Perseverance" kurz vor 22 Uhr deutscher Zeit erfolgreich auf dem roten Planeten gelandet. Wenige Minuten später kamen die ersten Bilder, die der Rover aufgenommen hatte, im NASA Kontrollzentrum an. Neben Instrumenten zur Suche nach längst vergangenem in einem ausgetrockneten Fluss-Delta hat der Mars-Rover auch einen Mini-Helikopter an Bord.
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Es war eine Bilderbuchlandung: Trotzdem hielten manche NASA-Mitarbeiter im Kontrollzentrum sichtbar den Atem an. Andere atmeten hörbar schwer: Wenige Minuten nach dem Eintritt in die Mars-Atmosphäre löste erfolgreich der Fallschirm aus.

Anschließend schaltete das Landevehikel sein bordeigenes Radar ein, um einen geeigneten, ebenen Landeplatz im Jezero-Krater anzusteuern.

Aus 20 Meter Höhe: Himmels-Kran setzt Rover sanft auf der Mars-Oberfläche ab

Dort setzte das Landevehikel den Mars-Rover, der die Größe eines Nashorns hat und 1,025 Tonne wiegt, an einer Art Kran aus einer Höhe von 20 Metern sanft auf der Oberfläche des Roten Planeten ab.

Der sogenannte "Himmelskran" kam erstmals in der Geschichte der Raumfahrt zum Einsatz, um einen Rover aus der Luft auf der Oberfläche abzusetzen.

Nach getaner Arbeit: Landevehikel stürzt geplant ab

Anschließend entfernte sich das von 8 Landungsraketen angetriebene Landevehikel, das während des Absetzmanövers weiter in der Luft geblieben war, vom Rover, um diesen beim späteren, (geplant) bevorstehenden Absturz des Landevehikels nicht zu gefährden.

5 Minuten: Mit Lichtgeschwindigkeit zur Erde

Wenige Minuten später kamen die Ersten Bilder´, die der Rover nach seiner Landung aufgenommen hatte, im NASA-Kontrollzentrum an. Fotos und Funksignale trafen mit rund 5 Minuten Zeitverzögerung auf der Erde ein: solange brauchen die Signale, um mit Lichtgeschwindigkeit die Entfernung vom Mars zur Erde zu überwinden.

Erstmals in der Geschichte der Menschheit: Ein Mars-Hubschrauber

"Perseverance" führt neben verschiedenen Analyse-Instrumenten auch eine helikopter-ähnliche Drohne mit sich. Mit dem Helikopter soll erstmals in der Geschichte der Menschheit ein atmosphärisches Fluggerät vom Boden abheben und Flugversuche in der Mars-Atmosphäre machen.

Eine NASA-Mitarbeiter beschrieb im NASA-Livestream im Anschluss an die Landung das Hubschrauber-Projekt: Zunächst werde der Mars-Rover den Hubschrauber auf der Oberfläche des roten Planeten absetzen.

Anschließend werde der Helikopter als völlig autarkes Fluggerät seinen ersten Testflug in der dünnen Mars-Artmosphäre absolvieren: Der erste kontrolliert Flug in der Geschichte der Menschheit auf einem anderen Planeren.

Dass der Flug in der dünnen Mars-Atmosphäre grundsätzlich klappt, hat das verantwortliche NASA-Team zuvor - auf der Erde - in umfangreichen Tests und Berechnungen herausgefunden.

NASA-Expertin: Mars-Helikopter ist ein "game-changer"

Anschließend habe der Helikopter noch Kapazität für 4 weitere Flüge. Dabei sollen vor allem die Flug-Eigenschaften und die Flug-Bedingungen in der Mars-Atmosphäre getestet werden.

Die NASA-Mitarbeiterin nannte den Einsatz des Helikopter "game-changig". Damit können Mars-Rover wie auch zukünftige Mars-Astronauten unter Einsatz des Mrs-Hubschraubers wertvolle Information in "high definition" gewinnen. Der Hubschrauber fungiert dabei als "Scout": Die Route des Rovers könne dadurch besser geplant- und schwierig zu befahrende Stellen umgangen werden, ohne dass der Rover überall hinfahren müsse.

Zudem könnten Mars-Hubschrauber für Rover und Astronauten auch unzugängliche Bereiche erkunden; beispielsweise solche von wissenschaftlichem Interesse.

In uraltem, ausgetrocknetem Fluss-Delta: "Perseverance" sucht nach Spuren von frühem Leben

Der Landeplatz des Rovers wurde mit Bedacht gewählt: Im Jezero-Krater, und dort in einem uralten, heute ausgetrockneten Fluss-Delta, in dem früher einmal - vor rund 3,5 Milliarden Jahren -Wasser geflossen ist.

Bei dem Krater soll es sich den Analysen der Orbiter-Fotos zufolge um einen ausgetrockneten, ehemaligen See handeln. Das Besondere an dem ehemaligen See ist, dass dieser sowohl einen Zufluss von außerhalb des Kraters hatte ´- nämlich das Flussdelta, in welchem der Rover nun gelandet ist, als auch auf der gegenüberliegenden Seite einen Abfluss aus dem Krater heraus.

Dort, im Flussdelta des Zuflusses wird "Perseverance" in den Fluss-Sedimenten mithilfe seiner Instrumente und seines bordeigenen Labors nach Spuren von frühem, längst vergangenem Leben suchen.

Bodenproben: Rücktransport zur Erde geplant - aber erst später

Zudem soll der Rover Bodenproben sammeln und für einen Rücktransport zur Erde bereit halten. Dazu müssen aber erst zwei weitere Mars-Missionen geplant und durchgeführt werden. Das Fluggerät einer zweiten Mission würden die gesammelten Bodenproben vom Mars-Rover aufnehmen, wieder starten und in eine stabile Umlaufbahn um den Mars einschwenken.

Eine dritte Mission schließlich würde die Behälter oder das Fluggerät mit den Proben aus der Umlaufbahn abholen und zurück zur Erde transportieren.

Essentiell für bemannte Mars-Missionen: Sauerstoff-Gewinnung und Haltbarkeit von Raumanzügen

Ein weiteres Gerät an Bord des Rovers hat die Aufgabe, auf dem Mars mittels chemischer Prozesse Sauerstoff zu gewinnen - ein entscheidender Punkt für zukünftige, bemannte Mars-Missionen.

Zudem hat der Rover drei Materialproben von Astronauten-Kleidung an Bord: Während der Rover-Mission soll festgestellt werden, wie die Materialien auf die Mars-Bedingungen reagieren.

Erstveröffentlichung: 18.02.2021-21:58

(Freitag, 19.02.21 - 14:59 Uhr   -   3951 mal angesehen)

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