Wissenschaft und Forschung

Europa / Asien / Melanesien

Wir hatten gemeinsam Sex & Babies: Neandertaler & Denisovaner vermischten sich mit Europäern & Asiaten

20.03.2016. Wir modernen Menschen hatten Sex und Nachkommen sowohl mit den Neandertalern als auch mit den Denisova-Menschen. Das ergab eine großangelegte genetische Studie: Die Gene von Neandertalern und Denisovanern lassen sich demzufolge nicht nur in nahezu allen heutigen Europäern und Asiaten nachweisen, sondern sogar bei geografisch weit entfernten lebenden Völkern wie den Melanesiern. Die Neandertaler-Gene verschafften den aus Afrika nach Europa einwandernden modernen Menschen genetische Vorteile: So bei der Anpassung des Immunsystems an europäische Verhältnisse.
Neandertaler

Mehrmals, ergab die Studie, muss es zu einer Vermischung der Gene des modernen Menschen mit Neandertalern und Denisovan-Menschen gekommen sein, als unsere Vorfahren (Homo Sapiens Sapiens) vor etwa 50.000 Jahren aus Afrika auswanderten und Europa und Asien besiedelten.

Alle nicht-afrikanischen Populationen weisen etwa 2% Neandertaler-Gene auf. Gene des vor einigen Jahren in Russland entdeckten Denisovan-Menschen finden sich in einem signifikanten Umfang von 2 bis 4% nur in ozeanischen Populationen. Gefunden wurde von den Denisova-Menschen neben zwei Backenzähnen bislang nur ein einziger Fingerknochen in der Denisova-Höhle im russischen Altai-Gebirge, in Grenznähe zu Kasachstan.

Weshalb sich in Europa und Asien langfristig die gemeinsamen, hybriden  Nachkommen von modernen Menschen und Nandertalern und Denisovan- Menschen durchsetzten, lässt sich mit genetischen Vorteilen erklären: Die Gene von Neandertalern und Denisovan-Menschen hatten sich über zehntausende von Jahren optimal an die Umgebung in Europa und Asien angepasst. Das sicherte den Trägern dieser Gene einen Überlebensvorteil auf dem eurasischen Kontinent - und somit auch den gemeinsamen Nachkommen von Neandertalern, Deniovan-Menschen und modernen Menschen.

Als Beispiel nennt die Studie Anpassungen des Immunsystems an die eurasischen Verhältnisse. Andere Studien führen auch Gene für rote Haare auf den Neandertaler-Genpool zurück. Eine weitere, unlängst veröffentlichte Studie wies nach, dass die Tibeter einen speziellen Genkomplex, der eine Anpassung an die sauerstoff-arme Höhenluft ermöglicht, aus dem Genpool des archaischen Denisovan-Menschen übernommen haben.

Wir Europäer und Asiaten sind Mischlinge, soviel steht fest: Hybride Nachkommen zwischen modernen Menschen und mehr als einer archaischen Menschenart: Mindestens von Neandertalern und Denisovan-Menschen.

Die Studie untersuchte die Gene von 1.523 nicht-afrikanischen Menschen, darunter 35 Melanesier. An der international aufgestellten Studie war auch Svantje Pabäo von der Abteilung für Evolutionsgenetik am Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig beteiligt. Die  Studie ist im Wissenschaftsjournal Science erschienen.

Original-Publikation:

Excavating Neandertal and Denisovan DNA from the genomes of Melanesian individuals

 

(Montag, 17.07.17 - 15:01 Uhr   -   9587 mal angesehen)

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