Wissenschaft und Forschung

Reutlingen

Neue Bühne für alte Objekte noch bis 8. Mai

Von einer rund viertausend Jahre alten Armspirale der Frühbronzezeit, gefunden am Entensee in Pfullingen, bis zu einer vierzehn Jahre alten Kiste, in der die Euro-Starter-Kits nach Reutlingen kamen: Die derzeitige Sonderausstellung im Reutlinger Heimatmuseum ist sicherlich die vielseitigste seit der Neukonzeption vor zwanzig Jahren. Es wird Objekten eine Bühne geboten, die sonst nicht im Rampenlicht stehen, sondern vielmehr im Dunkeln des Magazins schlummern.

Keramik aus vorchristlicher Zeit.  Waschbecken und Wasserbehälter aus dem achtzehnten Jahrhundert.
Kleider aus dem zwanzigsten Jahrhundert.  Ein Kondomautomat aus den achtziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts. Ein Fernseher auf einem Schreibtisch, beides siebziger Jahre.
 
In der aktuellen Sonderausstellung des Reutlinger Heimatmuseums werden Objekte aus unterschiedlichen Jahrhunderten zu Hauptdarstellern. Die Exponate stehen im Mittelpunkt. Erklärungen und Texte wurden aus der Ausstellung ins Handout verbannt. So gibt die Ausstellung einen Eindruck von Leben und Alltag in Reutlingen von frühester Zeit bis heute. Für Kulturamtsleiter Werner Ströbele ein Plädoyer für eine Erweiterung des Museums. 

"Das Heimatmuseum wurde in diesem Jahr 20 Jahre alt in der neuen Konzeption, die wir vor 20 Jahren erarbeitet haben", so Dr. Ströbele. "Und anlässlich dieses Jubiläums zeigen wir, was damals, vor 20 Jahren, nicht ins Museum kam, weil die damalige Planung davon ausging, dass dann nach der Eröffnung des ersten Teils eine Erweiterung noch kommt, und in der Erweiterung waren vorgesehen diese Themen, die wir hier jetzt in der Ausstellung haben. "
 
Vor- und Frühgeschichte.  Alltagsgeschichten aus dem siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert.
Biedermeier.  Porträts, Genremalerei und Stadtansichten.  Kleidung.  Historismus und Jugendstil.  Flucht, Vertreibung, Migration.  Und die jüngere und jüngste Vergangenheit. All das Themen, die in einem Erweiterungsbau unterkommen könnten. Die derzeitige Dauerausstellung konzentriert sich auf die Stadtgeschichte.

"Die Stadtgeschichte sind ja allenfalls 1000 Jahre", sgte Ströbele. "Die Besiedlungsgeschichte umfasst 20.000 bis 30.000 Jahre. Eigentlich der wesentliche Teil dessen, was hier stattgefunden hat an Entwicklung und Leben sind in diesem Heimatmuseum nicht präsent, obwohl man das eigentlich erwarten darf."
 
Jedes dieser Objekte ist für sich etwas besonderes, doch darunter finden sich auch wahre Perlen:  Beispielsweise ein Schwert aus der Keltenzeit. Es zeige, dass es in dieser Zeit auch eine stolze Siedlung im Reutlinger Raum gegeben habe, sagte Ströbele. In der Wissenschaft wurde gleich ein ganzer Waffentyp nach diesem Schwert benannt, der Typ Reutlingen.

Oder eine gotische Tür aus dem Zwiefalter Hof, fabriziert im 13. oder 14. Jahrhundert. Sie bringt das Mittelalter in die Ausstellung.
 
Schließlich aber auch die Jetztzeit: die Eurokiste, in dem die Starter-Kits transportiert wurden. Ströbele hatte sie vor 15 Jahren bei der Bundesbank-Zweigstelle Reutlingen beschafft in der Hoffnung, auch schon ein bisschen Geschichte des 21. Jahrhunderts dokumentieren zu können.
 
Noch bis zum achten Mai sind die Objekte im Heimatmuseum Reutlingen zu sehen – bevor sie dann wieder auf unbestimmte Zeit im Magazin verschwinden.

(Samstag, 09.04.16 - 16:26 Uhr   -   2347 mal angesehen)

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