Wissenschaft und Forschung

Hülben

Keltenfürstin gastiert am Heidengraben

Ihr Name kennt niemand, und doch ist sie ein Star: die Frau, die ab Donnerstag für zweieinhalb Wochen in Hülben gastiert. Dabei ist sie schon sehr alt. Gestorben ist sie im Jahr 583 vor Christus. Gelebt hat sie auf der Heuneburg. Die Rede ist von der Keltenfürstin - besser gesagt, von ihren Grabbeigaben. Der Container mit der entsprechenden Wanderausstellung steht jetzt am Hülbener Sportgelände - nur wenige hundert Meter vom ebenfalls keltischen Heidengraben entfernt.

Keltenfürstin steht auf dem Container, der ansonsten klein und unscheinbar wirkt.  Doch innen entfaltet sich die ganze Pracht. Filigran geschmiedete Goldschmuckarbeiten, die die Archäologen mehr an den Mittelmeerraum und den Nahen Osten erinnern als an die Schwäbische Alb und das Donautal. Sie zeigen den exquisiten Geschmack und die soziale Stellung der Toten.
 
"Durch die Grabbeigaben wissen wir, dass es eine Persönlichkeit war, die zur Elite auf der Heuneburg gehört hat", sagte Nicole Ebinger-Rist vom Landesamt für Denkmalpflege. Mit dem Gold- und Bernsteinschmuck habe sie sicher nicht zur armen Bevölkerungsschicht gehört, sondern zur Elite, von der man wisse, dass sie auf der Heuneburg gelebt habe.

Was auf die Besucher eine große Wirkung haben mag, ist für die Fachleute eigentlich Nebensache. Sie sehen den Reichtum des Grabes der Keltenfürstin woanders. "Das Gold ist natürlich toll, es glänzt, es ist sensationell, aber eines unserer wichtigsten Ergebnisse ist, dass wir durch unsere Dendrochrologen wissen, dass die Fürstin 583 v. Chr. In der Donauebene bestattet wurde", sagte Ebinger-Rist. Es sei sensationell, wenn man anhand naturwissenschaftlicher Methoden die Grabbeigaben zeitlich auf das Jahr genau einordnen könne.

Die Heuneburg, wahrscheinlich Wohnsitz der Keltenfürstin, thront über dem Donautal, wo die Tote im Gräberfeld Bettenbühl bestattet wurde. Im Jahre 2010 öffneten Archäologen das Grab und stellten fest, dass es nicht beraubt war. Das ganze Grab inklusive umgebendes Erdreich kam dann per Schwertransport nach Ludwigsburg. 

Dort untersuchten die Forscherinnen und Forscher den Achtzig-Tonnen-Keltenblock. Unter großem Medieninteresse legten sie beispielsweise im Jahre 2012 so manches Schmuckstück frei. Es gelang aber auch Forschungsergebnisse, die bei einer gewöhnlichen Grabung vor Ort nicht möglich gewesen wären: Ein Pony Cap, eine Art Pferdeschmuck für den Kopf, sei bei einer Grabung im Feld niemals entdeckt worden, so Nicole Ebinger-Rist. Bei der Bergung hätte man sicherlich eine falsche Taktik angewendet. Auch sei es wohl nicht am Stück geborben worden. Das sei jetzt unter Laborbedingungen gelungen.

Für die Gemeinde Hülben und die Region am Heidengraben ist die Ausstellung eine besondere Gelegenheit, auch auf die eigenen keltischen Wurzeln aufmerksam zu machen. Das soll in Zukunft noch viel stärker geschehen.  "Wir wollen für die Zukunft ein Besucher- und Informationszentrum errichten – ebenfalls mit der Archäologischen Denkmalpflege in Baden-Württemberg", safre Dr. Gerd Stegmaier, wissenschaftlicher Referent der Region am Heidengraben. "Da kommt es uns sehr gelegen, und es ist ein schöner Ausblick, hier nun diese Sonderausstellung, um den Besucher auf unsere Region und auf unsere Kulturlandschaft am Heidengraben aufmerksam zu machen."    
 
Die Ausstellung eröffnet am Donnerstag-Abend um 18 Uhr und ist dann noch bis zum 29. Mai auf dem Sport- und Freizeitgelände Rietenlau in Hülben zu sehen. Danach verschwinden die Ausstellungsstücke wieder zur weiteren Forschung aus der Öffentlichkeit.

(Samstag, 02.03.19 - 21:12 Uhr   -   4338 mal angesehen)

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