Wissenschaft und Forschung

Tel Aviv / Heidelberg

Melanom bald heilbar? Gesichtskrebs: Forscher entschlüsseln die Mechanismen der Metastasenbildung

23. August 2016. Eine wegweisende Entdeckung ist Forscher der Universität von Tel Aviv gelungen: Sie konnten die Mechanismen aufdecken, die der Metastasen -Bildung beim Melanom zugrunde liegen. Beim Melanom handelt es sich um dem aggressivsten Gesichtskrebs. Bevor der Tumor seine Krebszellen in andere Organe losschickt, bereitet er diese zunächst auf dem Empfang der Krebszellen vor. Diese Erkenntnis könnte die tödliche Krankheit heilbar machen. An den Forschungen sind auch Wissenschaftler um Prof. Jörg D. Hoheisel and Laureen Sander vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg beteiligt.
Medikamente Foto: pixelio.de - I-vista

Vor der Ausbreitung auf andere Organe sendet der Melanom-Tumor winzige Bläschen (Vesikel) aus, die microDNA-Moleküle enthalten. Diese führen zu morphologischen Veränderungen in der Haut , und bereiten so den Weg für das Eintrefffen und für den Transport der Krebszellen.

Die Forscher fanden außerdem chemische Substanzen, welche diesen Prozess stoppen können. Dies seien vielversprechende Kandidaten  für Medikamente gegen die Krankheit.

"Die Bedrohung durch Melanome liegt nicht im ursprünglichen Tumor, der auf dem Gesicht erscheint, sondern in seinen Metastaten. Das sind die Tumor-Zellen, die der Tumor aussendeet, und lebenswichtige Organe wie Gehirn, Lunge, Leber und Knochen zu besiedeln", sagte Forschungsleiter Dr. Carmit Levy vomn der Abteilung für Humane Molekular Genetik und Biochemie an der TAU's Sackler School of Medicine. "Wir haben entdeckt, wie sich der Krebs auf entfernte Organe ausbreitet und haben Wege gefunden, diese Prozess zu stoppen, bevor die Stufe der Metastasenbildung erreicht ist."

Die TAU-Gruppe arbeitet in eng mit  Prof. Jörg D. Hoheisel and Laureen Sander vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg zusammen. Eine enge Zusammenarbeit besteht auch mit Dr. Shoshi Greenberger vom Sheba Medical Center in Tel HaShomer, Israel und Dr. Ronen Brenner vom Wolfson Medical Center in Holon, Israel. Die Laborforschung wurde von Dr. Shani Dror von der Dr. Levy's research group geleitet.

Morphologische Veränderungen in der Haut

Das Melanom, die aggressivste und tödlichste Form des Gesichtskrebses, führt den Daten der Skin Cancer Foundation zufolge alle 52 Minuten zum Tod eines Menschen. Die Zahl der diagnostizierten Fälle steigt demzufolge seit drei Jahrzehnten an. Obwohl in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe von Therapien entwickelt wurde, gibt es bis jetzt keine vollständige Heilung dieser lebenbedrohenden Krankheit.  Die neue Studie schlägt nun neue und effektive Methoden vor, um diese tödlichste Form des Gesichtskrebses zu diagnostizieren und zu verhindern.

Die Forscher untersuchten zunächst Hautproben von Melanom-Patienten: "Wir schauten uns Proben früher Melanome an, vor dem invasiven Stadium", sagte Dr. Levy: "Zu unserer Überraschung fanden wir Veränderungen in der Morphologie der Dermis- der inneren Schicht der Haut - das wurde noch niemals zuvor berichtet. Unsere nächste Aufgabe war es, herauszufinden, um was es sich bei diesen Veränderungen handelte, und in welcher Beziehung diese zum Melanom standen." 

In der darauffolgenden Studie waren die Forscher in der Lage, einen zentralen Mechanismus bei der Metastasenbildung der Melanome zu entdecken und zu blockieren.

Dr. Levy zufolge wussten Wissenschaftler schon seit Jahren, dass Melanome in den äußeren Schicht der Haut entstehen, der Epidermis. In diesem frühen Stadium ist der Krebs unfähig, kolonisierende Krebszellen auszusenden, weil er noch keinen Zugang zu Blutgefäßen hat. Blutgefäße sind die Autobahnen, welche die Zellen in andere Teile des Körpers transportieren. Wenn noch keine Blutgefäße in der Epidermus vorhanden sind, muss der Tumor als erstes einen Kontakt zu den reichlich vorhandenen Blutgefäßen in der Dermis herstellen. Aber wie kam diese Verbindung zustande?

"Wir fanden heraus: Noch bevor der Krebs selbst die Dermis befällt, sendet er winzige Bläschen (Vesikel) aus, die Moleküle mit microDNA enthalten", sagte Dr. Levy. "Diese führen zu den morphologischen Veränderungen in der Dermis, und bereiten diese so für den Empfang und den Transport der Krebszellen vor. Es wurde uns dann klar, dass wir in der Lage sein könnten, die ganze Krankheit zu stoppen, wenn wir dieseVesikel blockieren."

Weitere Informationen (auf Englisch) aus der Pressemitteilung der Tel Aviv Universität (TAU):

Transforming melanoma into a nonthreatening illness

Having discovered the mechanism, the researchers proceeded to look for substances that could intervene and block the process in its earliest stages. They found two such chemicals: one (SB202190) inhibits the delivery of the vesicles from the melanoma tumor to the dermis; and the other (U0126) prevents the morphological changes in the dermis even after the arrival of the vesicles. Both substances were tested successfully in the lab, and may serve as promising candidates for future drugs. In addition, the changes in the dermis, as well as the vesicles themselves, can be used as powerful indicators for early diagnosis of melanoma.

"Our study is an important step on the road to a full remedy for the deadliest skin cancer," said Dr. Levy. "We hope that our findings will help turn melanoma into a nonthreatening, easily curable disease."

(Donnerstag, 25.08.16 - 08:37 Uhr   -   5470 mal angesehen)

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