Wissenschaft und Forschung

Atomare Drohungen

Säbelrassler, personifizierter Böser oder durchgeknallt? Putin versetzt Atomstreitkräfte in Alarmbereitschaft. Eine Analyse

Russlands Präsident Putin hat heute die russischen Atomstreitkräfte "in höchste Alarmbereitschaft" versetzt. Ob es sich dabei um reines strategisches Säbelrasseln handelt, Putin militärisch nach den massiven russischen Verlusten in der Ukraine mit dem Rücken zur Wand steht, bei Putin das personifizierte Böse durchschimmert, oder der russische Präsident schlicht nicht mehr zurechnungsfähig ist, bleibt offen. Eine Analyse:
Russlands Präsident Putin

 

Russlands Präsident Putin hat heute die russischen Atomstreitkräfte "in höchste Alarmbereitschaft" versetzt. Ob es sich dabei um reines strategisches Säbelrasseln handelt, Putin militärisch nach den massiven russischen Verlusten in der Ukraine mit dem Rücken zur Wand steht, bei Putin das personifizierte Böse durchschimmert, oder der russische Präsident schlicht nicht mehr zurechnungsfähig ist, bleibt offen.

"Putinrussland" ist nicht "Russland"

Zunächst einmal ist die folgende  Wortdefinition außerordentlich wichtig: Wir unterscheiden zwischen "Russland" und "Putin-Russland". Wir unterscheiden zwischen russischen und putinrussischen Handlungen, so wie die Welt vor 80 Jahren zwischen "Deutschland" und "Hitlerdeutschland" unterschieden hat. So gilt auch heute: Das russische Volk hat mit Putins Worten und Taten nichts, oder nur teilweise zu tun.

So hatte sich Putin seinen Überfall nicht vorgestellt... 

So hatte sich Putin seinen Überfall auf die Ukraine nicht vorgestellt: Über Jahre hinweg hatte Putin mit Lügen, Tarnen, Tricksen und Täuschen Erfolg: Mit hybrider, daher verdeckter und abgestrittener Kriegsführung.

Mittlerweile muss Putin zur Überzeugung gelangt sein, dass der Westen träge, weich und dekadent ist. - Und dass es mit der Putin-Methode möglich ist, das 1989 untergegangene sowjetische Imperium wieder aufleben zu lassen. Jüngst war in einer Publikation sinngemäß zu lesen: Putin ist in den Strukturen des KGB aufgewachsen. Durch den Zerfall der Sowjetunion wurde ihm sein Lebensbild, sein Weltbild genommen. Und dieses will er nun wieder herstellen. Nicht in der damaligen sozialistisch-kommunistischer Ausprägung. Aber in der imperialen Ausprägung; als menschenverachtende Diktatur, ein Klientelstaat, von wenigen beherrscht, und dafür viele unterdrückt.

"Putin will die alte Sowjetunion wiederherstellen"

Vor kaum zwei Tagen antwortete US-Präsident auf die Frage eines Reporters im Frageteil einer Pressekonferenz: Putins Ambitionen gehen - sagte Biden sinngemäß - weit über die Ukraine hinaus: Putin will die alte Sowjetunion wieder herstellen.

So verwundert es nicht, dass Putin - von langer Hand geplant - die Wiedereingliederung der Ukraine ins Visier genommen hat: Vor Jahren wähnte er sich schon fast am Ziel: Mit einer Mischung aus Lockungen, Verhandlungen und unverhohlenen Drohungen hatte Putin die Diktatoren mehrerer postsowjetischer Republiken  dazu genötigt, einen gemeinsamen Zusammenschlusspakt zu unterzeichnen, an dessen Ende - unschwer zu erraten - ein Großrussland stehen sollte.

Maidan: Diktator kommt abhanden

Durch die Maidan-Revolution in der Ukraine kam Putin einer dieser am Großrussland-Projekt beteiligten Diktatoren - Janukowitsch - über Nacht abhanden. Und die mit überwältigender Mehrheit demokratisch gesinnten Ukrainer schüttelten nicht nur ihre postsowjetische Diktatur ab, sondern orientierten sich auch mit klaren Willen nach Westen. Hin zu EU und NATO, die für die Ukrainer offenbar für wirtschaftlichen Wohlstand und militärischen Schutz und Sicherheit standen.

Ab diesem Zeitpunkt muss in Putin der Plan gereift sein, sich die Ukraine auf andere Weise einzuverleiben. 2014 war es dann soweit: Mit russischen Armeeangehörigen und gedungenen Söldnern ohne Hoheitskennzeichen brachte Putin den Donbas und die Krim im Südosten der Ukraine in seine Gewalt.

Tarnen, Tricksen, Täuschen: Putin macht sich öffentlich lustig

Die Ukraine war vollständig überrumpelt; konnte aber mit zäher Entschlossenheit und westlicher Hilfe Teile des Donbas zurückerobern, bevor die Kampflinie im Rahmen des Minsker Gesprächsformates auf dem damaligen Stand eingefroren wurde.

Im Anschluss daran machte sich Putin im russischen Fernsehen darüber lustig, wie er mit seiner hybriden Eroberungsstrategie die ganze Welt getäuscht und überrumpelt hatte.

Putins Geheimplan: Den nächsten Schachzug vorbereiten..

Gut 7 Jahre nach dem Beginn dieser Ereignisse machte sich Putin daran, den Boden für seinen nächsten Schachzug zu bereiten: Die "Heimholung" der Ukraine ins "Reich". Man darf davon ausgehen, dass Putins Strategie mindestens die folgenden Elemente umfasste:

1. Die westlichen Staaten, vor allem Deutschland, sollten abhängig gemacht werden vom russischen Gas.

2. Ehemalige deutsche Politiker der mittleren und hohen Ebene sollten durch Privatkontakte, Geschäftskontakte und gut dotierte Posten in Putins Sicht der Welt eingebunden werden. So auch der damalige Bundeskanzler Schröder. 

Möglicherweise wurde auch der frühere US-Präsident Trump in irgendeiner Weise bereits vor seiner Präsidentschaft an Putin gebunden. In den USA gab es darüber während Ttrumps Präsidentschaft heftige mediale und juristische Auseinandersetzungen.

3. In Deutschland sollte der russische staatlich kontrollierte Propaganda-Fernsehsender "RT Today" im bundesdeutschen Kabel- und Satellitennetz einem breiten deutschen Fernsehpublikum zugänglich gemacht werden. Dazu wurde bei den deutschen Aufsichtsbehörden ein entsprechender Lizenzantrag gestellt, denn TV-Sender benötigen, damit sie in Deutschland senden dürfen, einen sogenannten "Medienführerschein". 

4. Im Sommer 2021 veröffentlichte Putin ganz offiziell einen Aufsatz, eine Abhandlung über den Status der Ukraine. Darin kam er - ganz offiziell - zu dem Schluss: Die Ukraine hat keine eigene Staatlichkeit und keine eigene Geschichte. Punktum: Die Ukraine gehört zu Russland.

5. Schließlich begann Putin, ab Sommer 2021 die deutschen Gasspeicher aufreizend langsam zu befüllen, so dass die in Deutschland gespeicherten Gasreseven zu Winterbeginn 2021 so gering waren wie fast noch nie. Freilich: Putin hielt sich dabei immer an die Lieferung der vertraglich vereinbarten Mindestmenge. Aber die bisher übliche Zulieferung der darüber hinaus benötigte Mengen fuhr Putin auf dramatische Weise zurück. Ende 2021 standen Wintermonate bevor, in denen Deutschland ohne seine Mindestreserven dastand: 

Während die deutsche Zielgröße bei einem Vorrat von 4 Wochen Gasreserven lag, sank der Füllstand der Gasspeicher in Deutschland in Richtung 30%: Nur noch zwei Wochen lang hätte die Reserve gereicht.

Freilich: Putin hatte wohl damit gerechnet, dass die deutschen Gasspeicher zu diesem Zeitpunkt fast vollständig leer sein würden: Ein kalter, oder wenigsten durchschnittlich kalter Winter hätte dazu auch geführt.

Der milde Winter, deutsche Aufsichtsbehörden und andere "Widrigkeiten"

Aber es kam alles ganz anders:

Der Winter 2021/2022 verlief bis in den Februar hinein ziemlich milde: Die Gasreserven waren trotz aller Knappheit nicht gegen "0" gefallen.

Die deutschen Medienbehörden verweigerten Putin die Fernsehlizenz  für die Einspeisung eines deutschsprachigen TV-Senders in die bundesdeutschen Kabel- und Satellitennetze. Der Grund war jedem medienrechtlich versierten Branchenkenner von vorne herein klar: Die Zulassung von staatseigenen oder staatlich beherrschten Fernseh- oder Radiosendern ist in Deutschland verboten - Ein Widerhall der Erfahrungen im "Dritten Reich", in dem Hörfunk und Fernsehen von Hitler, Goebbels & Co zu Propagandazwecken missbraucht worden war.

Zudem war Trump, der Putin gewogen war, mittlerweile nicht mehr US-Präsident.  Sein Nachfolger, Joe Biden, war zudem kein unbeschriebenes Blatt - und zudem kein Putin-Freund: Er hatte noch unter dem vorherigen Präsidenten Obama sein außenpolitisches Handwerk gelernt, auch wenn Biden im einen oder anderen Fall gegen Obamas Militäreinsätze votiert hatte. Biden allerdings hatte Putin schon lange durchschaut: "Sie haben keine Seele!" hatte der damalige Vizepräsident Biden dem russischen Präsidenten ins Gesicht gesagt.

Während Putin über Monate hinweg unter dem Deckmäntelchen von Militärmanövern russische Armeeeinheiten in Reichweite der Ukraine heranführte, und nach Ende der Manöver zwar die Soldaten abzog, das militärische Material aber einsatzbereit zurückließ und dort lagerte, flossen Biden zunehmend Geheimdienstinformationen über Putins innerste Pläne und Handlungen zu.

Putins Überfall-Pläne: Der amerikanische Geheimdienst ist bestens informiert

Der US-amerikanische Geheimdienst wusste genau, was Putin vorhatte; kannte die Aufmarschpläne, und die Legende, daher die Märchengeschichte, die Putin als Rechtfertigung seines Überfalls auf die Ukraine stricken wollte. 

Putin habe sicher nicht damit gerechnet, in welcher Tiefe der amerikanische Geheimdienst Einblick in Putins Invasionspläne hatte, sagte Biden vergangene Woche. Und - Biden ist überzeugt davon, dass Putin auch mit einem nicht gerechnet hatte: Dass die USA bereit und entschlossen waren, ihre geheimdienstlichen Erkenntnisse mit der ganzen Welt-Öffentlichkeit zu teilen.

Lügen, Tricksen, Täuschen: Putins Standard-Repertoire

Putin und sein Außenminister Lawrow dementierten, logen, tricksten, täuschten so munter und fleißig wie eh und je: Nein, es stimme nicht, dass Russland die Ukraine überfallen wolle. Nein, es stimme nicht, dass die russischen Streitkräfte zu mehr als nur zu Manöverzwecke an der ukrainischen Grenze positioniert werden. Nein, es stimme nicht, dass Putin ein Fake-Video über ukrainische Anschläge auf die russische Bevölkerung drehen wolle - Mit Schauspielern, die trauernde Angehörige von vornehmlich von Ukrainern ermordeten russischen Landsleute spielen sollte. Nein, es stimme nicht, dass hierfür ausgebildete russische Geheimdienst-Truppen im Donbas oder im russischen Hinterland Anschläge auf russische Einrichtungen verüben sollen, damit Putin hieraus einen Einmarschgrund in die Ukraine und den Donbas ableiten könne, um die russischstämmige Bevölkerung zu "schützen".

US-Präsident Biden: Damit hatte Putin nicht gerechnet

US-Präsident Biden ist überzeugt, dass die Veröffentlichung der geheimen putinrussischen Invasionspläne richtig war. Und er ist - so sagte er letzte Woche - ebenfalls überzeugt davon, dass Putin dadurch gezwungen war, seine lang angelegte Invasions-Strategie zu verlassen. Und dass Putin beim Überfall auf die Ukraine letztlich improvisieren musste:

Das ganze Vorgehen Putins bei der Ukraine-Invasion sehe sehr nach Improvisation aus, sagte Biden.

Wer militärisch improvisiert, macht Fehler...

Wer improvisiert; wer aus dem Konzept gebracht wird, macht Fehler. Reagiert nicht mehr vollständig rational und adäquat bestmöglich auf eine Lage. Und wird dadurch angreifbar. So ist es auch der putinrussischen Armee gegangen:

Offenbar ging Putin von einem sogenannten "Kontaktlosen" Überfall auf die Ukraine aus:

Sein Plan war wohl, mit der putinrussischen Luftwaffe nebst massiven Raketenangriffen zunächst jeden Widerstand in der Ukraine auszulöschen und dadurch die Lufthoheit über die Ukraine zu erlangen. Anschließend sollten die putinrussischen Bodentruppen ohne großen Widerstand in die Ukraine einmarschieren. Gedeckt von der russischen Luftwaffe, die jede Gegenwehr gegen die Panzer- und Militärfahrzeugkolonnen aus der Luft im Keim ersticken und zusammenbombardieren würde.

Anschließend sollten die großen ukrainischen Städte eingekreist werden. Spezialkommandos, schon vorher in die Städte eingeschleust sollten die Macht in den Kommunen übernehmen und anschließend ganz offiziell mit Russland über eine Kapitulation der Städte verhandeln.

Eine Fake-Nachricht: "Die ukrainische Luftabwehr ist vollständig ausgeschaltet"

Am Ende des ersten Angriffstages meldete die putinrussische Propaganda denn auch: Russland habe die vollständige Lufthoheit über die Ukraine erreicht. Die ukrainische Luftwaffe und die ukrainische Luftabwehr sei vollständig ausgeschaltet. (Spoiler: Es war ganz anders).

Große putinrussische Panzerkolonnen, mit einigem Abstand gefolgt von ebenso großen Kolonnen mit Tank- und Versorgungseinheiten, drangen in die Ukraine ein. Und fanden sich Tod und Vernichtung gegenüber:

 

In den Monaten und Wochen vor der erwarteten Invasion hatten westliche Staaten, NATO-Staaten und die USA, die Ukranine mit modernsten Panzer- und Flugabwehrraketen ausgestattet.  Ein-Mann-Systeme modernster Bauart, nach dem System "Fire and Forget":

Die Abschussvorrichtung - ähnlich einem großen dicken Rohr - auf die Schulter genommen, den Panzer elektronisch anvisieren, und abgeschossen. Anschließend sucht sich die hochmoderne Präzisionstechnik selbst den Weg zum Ziel. Und - macht kurz vor dem Einschlag noch einen kleinen Bogen und schlägt von oben ins Panzerdach ein. Denn dort sind die Panzer deutlich schlechter geschützt, wie an den Seiten. (Spoiler: Offenbar waren sich manche russischen Panzereinheiten dieser Schwäche bewusst, den an einem ausgebrannten russischen Panzer war zu erkennen, dass oben am Panzer provisorisch eine zusätzliche Metallplatte angebracht war.

Schulter-Raketen gegen Panzer & Flugzeuge: Hochpräzise, militärtechnische  Wunderwerke

Javelin heißen diese hochpräzisen, militärtechnischen Wunderwerke. Und Stinger, beispielsweise. Hunderte, wenn nicht gar tausende wurden davon in den Monaten und Wochen vor dem putinrussischen Überfall an die Ukraine geliefert. 

Schon einmal hatte eine Staatschefin ein Volk so vor dem Untergang gerettet: Nachdem die islamistische Terror-Organisation "IS" große Teile des Iraks erobert hatte, waren nur die Kurden im Nordirak standhaft geblieben und hatten ihre Positionen verteidligt. Während die reguläre irakische Armee eiligst unter Zurücklassung von Fahrzeugen, Waffen und Militärmaterial aus der nordirakischen Millionenstadt Mossul abzog (manche sprechen von vorheriger Bestechung einiger Armeekommandanten durch die Terroristen), hielten die Kurden nicht nur ihre Stellungen, sondern rückten auch in von der irakischen Armee verlassene Stellungen im Nordirak ein.

Gegen diesen Widerstand wandte die islamistische Terrororganisation ein bewährtes Mittel an: Sie schickte Selbstmordattentäter gegen die kurdischen Stellungen los. Einen nach dem anderen. Die islamistischen Selbstmörder saßen in Autos und LKWs, die mit provisorisch angeschweißten Metallplatten vor Beschuss geschützt war. Nur ein schmaler Sehschlitz ermöglichte dem Attentäter, das Auto gegen die kurdischen Stellungen zu fahren. Dort angekommen, sprengte sich der Selbstmordattentäter in die Luft - und mit ihm große Mengen Sprengstoffe und Treibstoffe, die im Wagen geladen waren. Die Kurden erlitten fürchterliche Verluste.

In dieser Situation rang sich die damalige deutsche Bundeskanzlerin Merkel zu einer Entscheidung durch, die man - bei aller an Merkels Amtsjahren geäußerten Kritik - als eine ihrer bedeutsamsten außenpolitischen Entscheidungen bezeichnen darf: Sie genehmigte die Lieferung der deutsch-französischen Panzerabwehrwaffen "Milan" an die Kurden. Anti-Panzer-Raketen, von von einem Soldaten von der Schulter aus abgefeuert werden konnten. In aller Eile und trotzdem gründlich wurden abkommandierte Angehörige der Kurdischen Armee in Deutschland an der Milan ausgebildet. Dann wurden die eingewiesenen Mannschaften zusammen mit großen Lieferungen an Milan-Raketen zurück nach Kurdistan.

Ab diesem Zeitpunkt, berichteten Kurden damals auf der kurdischen Online-Zeitung Rudaw, hat es kein einziger islamistischer Selbstmordattentäter mehr geschafft, den kurdischen Stellungen auch nur Nahe zu kommen: Sie wurden, schon in weiter Ferne, während der Anfahrt, mit der Anti-Panzer-Rakete Milan in die Luft gejagt. 

So hätte man auch mit der Ukraine verfahren können. Allerdings: Die bundesdeutsche Ampel-Regierung weigerte sich in den Monaten und Wochen vor der russischen Invasion auf die Ukraine beharrlich, die Ukrainie mit sogenannten "tödlichen Waffen" zu beliefern, allen flehentlichen Bitten der ukrainischen Regierung zum Trotz. Man wollte sich den diplomatischen Gesprächskanal mit Rußland nicht verbauen, wird es später aus bundesdeutschen Regierungskreisen heißen.

Allerdings: Andere westliche Länder waren mutiger, vorausschauender: Im Vorfeld der Invasion wurden hunderte, wenn nicht tausende Anti-Panzer-Raketen an die Ukrainisches Streitkräfte ausgeliefert: Von den USA, von England, aus dem Baltikum, aus Polen.

Schreckliche, russische Verluste: 4.500 russische Soldaten, 150 russische Panzer, dutzende Flugzeuge & Hubschrauber

Mit diesen Präzisionswaffen griffen die Ukrainer die putinrussischen Angreifer von der ersten Stunde ab an. Die putinrussische Armee erlitt schreckliche Verluste. Am Abend des ersten Kampftages waren mehr als tausend russische Soldaten getötet. Dutzende Panzer waren zerstört, berichtete das ukrainische Verteidigungsministerium.

Einen Tag später war die Zahl der getöteten russischen Soldaten auf weit über 2.000 Gefallene gestiegen.

Am dritten Kampftag hatte Putin-Russland bereits über 4.500 getötete russische Soldaten zu beklagen, schreibt das ukrainische Verteidigungsministerium. Dazu waren über 150 russische Panzer zerstört, weit über 540 gepanzerte Militärfahrzeuge waren vernichtet.

Ein putinrussisches Märchen

Und: Die putinrussische Behauptung, man habe die ukrainische Luftwaffe und Luftabwehr vollständig ausgeschaltet, entpuppte sich als inhaltslose Propaganda, als putinrussisches Märchen: 15 russische Kampfflugzeuge wurden in den ersten drei Tagen abgeschossen, dazu fast zwei Dutzend russische Hubschrauber; zudem zwei große russische Fallschirmjäger-Transportflugzeuge mit einer Kapazität von jeweils rund 100 Mann.

Ein noch die dagewesener Blutzoll für die Streitkräfte der russischen Förderation: Putin habe, schreiben die ukrainischen Streitkräfte auf facebook, in den ersten zwei Tagen seines Überfalls mehr Soldaten verloren, als in den beiden Tschetschenien-Kriegen Russlands zusammengenommen.

Tote Soldaten, ausgebrannte Panzer: Furchtbare Bilder und Videos

Furchtbare Bilder und Videos sind es, die auf den Seiten der ukrainischen Streitkräfte zu sehen sind: Lange Kolonnen russischer Militärfahrzeuge, verkohlt, ausgebrannt, von Explosionen in Einzelteile zerrissen. Brennende und zerstörte Kampfpanzer. Tote russische Soldaten: Erschossen, verkohlt, bis zur Unkenntlichkeit verbrannt, oder von Kettenfahrzeugen zermalmt.

Dieser Krieg sei wohl der bestdokumentierteste Krieg in der Geschichte der Menschheit, heißt es in einem klugen Medienkommentar.

Russische Kriegsgefangene: Viele "Buben" 

Und - es werden von den ukrainischen Streitkräften Fotos und Videos von in ukrainische Kriegsgefangenschaft geratenen Russen veröffentlicht: Junge "Buben" - liegt es einem auf der Zunge - sind es, die da in der Mehrzahl die Kamera blicken. Offenbar Wehrpflichtige, die in Russland ab 18 Jahre für ein Jahr zum Militär eingezogen werden. Anschließend verpflichten sich manche für länger - die Arbeitslosigkeit in Russland sei hoch, wird später die Mutter eines der Kriegsgefangenen der russischen Oppositionszeitung "Neue Gazette" berichten.

Ein Strahl Menschlichkeit, mitten im Krieg

Ein Bub weint, mit fast kindlicher Stimme, wird von zwei ukrainischen Armeeangehörigen - offenbar direkt nach der Gefangennahme zu Boden gedrückt: Der eine fixiert mit seiner Faust den Rücken des Jungen, der anderedrückt mit seiner  flachen Hand den Kopf des Buben nach unten.

Dann - plötzlich - mitten im Krieg - bricht ein Sonnenstrahl an Menschlichkeit in die Kriegsdunkelheit: Der  Mann, der bisher mit seiner Hand den Kopf des Jungen nach unten gedrückt hat, beginnt plötzlich, mit seiner Hand den Kopf des schluchzenden Jungen beruhigend zu streicheln. Und redet beruhigend mit dem völlig verängstigten Buben.

Telefonate mit den Eltern - bei laufender Kamera

Andere Gefangene dürfen - bei laufender Kamera - mit ihren Eltern telefonieren. Ein typischer Gesprächsverlauf: "Wo bist du?" fragt - dem übersetzten Transkript nach der Vater -"In der Ukraine". "Wie kommst Du in die Ukraine?" fragt die Mutter "Ich bin Kriegsgefangener", antwortet ihr Sohn.

Andere, auch ältere und im Rang höherstehende Kriegsgefangene sagen aus, dass sie bis am Tag vor der Invasion nicht gewusst hätten, dass es in die Ukraine geht. Auf einer Baustelle hätten sie erfahren, dass sie gerade die Grenze von Weißrussland zur Ukraine überqueren, sagt einer. Ein anderer sagt: Ich dachte, es geht nach dem Ende des Manövers zurück zum Stützpunkt.

Zwei junge Soldaten - der eine war zuvor auf der Krim stationiert - berichten: Man habe ihnen gesagt, es gehe nun zum Studieren. Stattdessen hätten sie sich in der Ukraine wiedergefunden.

Ein anderer Mann, den fotografierten Dokumenten zufolge Bataillonskommandant einer Panzereinheit, liegt, halb angelehnt, schweigend an einer Wand. Derangiert, vor sich hinstarrend, in Agonie, zu keinem Wort fähig. Wie durch ein Wunder habe dieser offenbar als einziger den Angriff auf seinen Panzerverband überlegt.

200 kriegsgefangene Russen: In den Posts gehen die Wogen hoch

Gut 200 russische Kriegsgefangene sind es am Ende des zweiten Tages, schreibt das ukrainische Verteidigungsministerium. In den Posts und Kommentaren unter den Videos und Fotos gehen die Stimmen wild durcheinander: Manche gratulieren der ukrainischen Armee zu ihren Siegen. Andere fordern, man solle mit den Kriegsgefangenen kurzen Prozess machen. Dazwischen mäßigende Stimmen: Wir, die Ukraine, sind doch ein Rechtsstaat, heißt es sinngemäß: Bei uns gelten die Gesetze! Wir behandeln die Kriegsgefangenen so, wie es sich gehört.

Tatsächlich hat die Ukranine in den Jahren nach 2014 mehrere ukrainische Armeeangehörige wegen Folter von Kriegsgefangenen zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Man darf also davon ausgehen, dass sich die ukrainische Seite auch in diesem Krieg an die entsprechenden internationalen Konventionen halten wird.

"Alles nur Lüge"? Die BBC spürt die Mutter eines Gefangenen auf

Eine Frau schreibt: "Alles Lüge!" Das sind alles nur Schauspieler, meint sie. Nie im Leben seien das Kriegsgefangene. "Warum postest Du auf Russisch? Bist Du aus Russland?" kontert eine andere. Auch der TV-Sender "Russland 24" hat die Kriegsgefangenenfotos und - videos als Lügen abgetan.

Die englische BBC wollte es genauer wissen, und hat die Mutter eines der gezeigten Kriegsgefangenen in Russland aufgespürt - es stimmte. "Der Junge auf dem Foto ist mein mittlerer Sohn", sagt sie im Interview einer russischen Oppositionszeitung, die unerschrocken Themen wie diese aufgreift, die in Russland zu Geldstrafen oder zu Publikationsverboten für die Zeitung führen können. 

Sie habe nicht gewusst, wo ihr Junge stationiert sei. Er habe dazu "geschwiegen wie ein Panzer". Nun habe sie bei seinen Kommandanten angerufen. Dort habe man gesagt, es sei nichts bekannt; man werde recherchieren und sich melden. Gemeldet hat sich bislang niemand bei der Mutter.

Ob es daran liegt, dass seither erst ein, zwei Tage vergangen sind, oder daran, dass Putinrussland seiner Bevölkerung den schrecklichen Blutzoll der Ukraine-Invasion verheimlichen will?

Mehreren Oppositionszeitschriften wurden durch die russische Medienbehörde verboten, bestimmte Begriffe in der Berichterstattung zu benutzen. So fällt etwa "Krieg" oder "Invasion" unter die verbotenen Wörter. Bei Zuwiderhandlung, steht auf dem Bescheid, drohe eine hohe Geldstrafe. Die Zeitung rechnet auch damit, das sie ihre Arbeit in den nächsten Tagen auf behördliche Anordnung einstellen muss. Trotzdem berichtet sie unerschrocken weiter: Mit Bildern von toten russischen Soldaten. Mit den Wörtern "Krieg" und "Invasion". Mit den von der Ukraine ebenso wie von Putinrussland gemeldeten Verlustzahlen.

Derweil wandte sich die Ukraine an das Internationale Rote Kreuz und bat um Hilfe bei der Überführung der - mittlerweile 4.500 - gestorbenen russischen Soldaten nach Russland. Das rote Kreuz solle das übernehmen; die Ukraine könne das logistisch nicht leisten.

Es ist unschwer zu erraten, dass die Ukraine so die Todeszahlen russischer Soldaten dadurch auch überprüfbar machen will. Denn das Rote Kreuz wird, so ist es zu erwarten,  die übernommenen Kriegstoten auch dokumentieren und zählen.

Russland hat unserer Einschätzung nach bisher keines seiner gesetztes Tagesziele erreicht, analyisiert ein Vertreter der amerikanischen Regierung die Situation.

Putin steht offenbar mit dem Rücken zur Wand: Wird nämlich die Ukraine-Eroberung zu einem Misserfolg, der zudem noch auf dem Rücken von tausenden von toten russischen Soldaten und horrenden Material-Verlusten  zustande gekommen ist, droht auch Putins ganz persönliches Machtgefüge zu wanken.

4.500 tote russische Soldaten in 3 Tagen. das wären - linear hochgerechnet - knapp 50.000 tote russische Soldaten im ersten Kriegsmonat. Eine Schreckenzahl, die Putins Herrschaft auch in seinen eigenen Zirkeln ins Wanken bringen könnte.

Dazu die ökonomische Seite: 22 Millionen Rubel kostet offenbar ein einziger T-72-Panzer. Bislang sind also, auf Basis der Ukrainischen Zahlen, russische Panzer im Wert von über 3 Milliarden Rubel zerstört worden. Ein abgeschossener russischer Kampfjet schlägt demgegenüber mit etwa 10 Millionen zu Buche.

Putin MUSS - in seiner eigenen Machtlogik - diesen Krieg also gewinnen. Oder zumindest ein Ergebnis herausholen, dass viele tausend russische Tote und Milliarden-Summen an Kriegskosten aufwiegt. Was könnte das sein? Weit ab vom ursprünglichen Ziel, der "Demilitarisierung" und "Entnazifizierung" der Ukraine? 

Was also tun? Wie die eigene Schwäche verbergen? Wie verhindern, dass die Planung und Durchführung des "Ukraine-Feldzugs" nicht als stümperhaft, dilettantisch, katastrophal in den Annalen Russlands und der Welt ihren Niederschlag findet?

Zunächst ganz einfach: Man habe derzeit, verkündet Putin, den Vormarsch der russischen Truppen gestoppt, um den Friedenverhandlungen eine Chance zugeben. Jetzt, nachdem diese gescheitert seien, gehe der Vormarsch weiter.

Tatsächlich hatte Putin - zum Erstaunen der USA - in den ersten 2 Tagen erst 30% seiner um die Ukraine zusammengezogenen Truppen losgeschickt. Am dritten Tag lag die Quote bei 50%.

Gleichzeitig kann es sich Putin aber nicht leisten, die russisch-ukrainische Grenze komplett von Militäreinheiten zu entblößen. Es wäre ja auch mit einem Gegenangriff der Ukraine oder mit brenzligen Situationen im Grenzgebiet zu rechnen.

Im Ural soll, so will es der ukrainische Geheimdienst wissen, am gestrigen Samstag eine Konferenz Putins mit hochrangigen Wirtschaftsvertretern stattgefunden haben. Putin habe diese davon überzeugen wollen, nicht das Vertrauen zu verlieren und das Land nicht zu verlassen. Vorsichtshalber, so berichtet es ein ukrainisches Medium, gäbe es derzeit auch keine Stargenehmigungen für die Privatjets der russischen Wirtschaftsbosse.

Putin sei wütend gewesen, über die hohen Verluste der russischen Armee. Auch dass in einem Fall gleich 200 Armeeangehörige auf einmal umgekommen seien, habe Putin empört.

Die Lage werde, so heißt es in dem Zeitungsbericht, auch dadurch verschärft, dass die russischen Raketenvorräte nur noch 3 oder 4 Tage reichen würden. In dieser Zeit müsse ein Ergebnis erzielt werden. Anschließend werden es 3-6 Wochen dauern, bis Raketennachschub produziert werde; zudem hätten Deutschland und andere westliche Staaten die Lieferung der dazu notwendigen elektronischen Bauteile eingestellt. Verifizieren lassen sich diese Angaben nicht.

Wie dem auch sei, Putin ist - aus mindestens einem Grund - dem offenbaren Scheitern seiner bisherigen, kontaktlosen Einmarsch-Strategie, und/oder aus den oben beschriebenen weiteren Gründen auf einen dringenden, und raschen Erfolg angewiesen.

Dies um so mehr, als Putinrussland nun von den westlichen Staaten ökonomisch und - indirekt - auch militärisch in die Zange genommen wird: Der Westen hat direkt nach dem Einmarsch seine Drohung wahrgemacht, die von US-Präsident Biden und den westlichen Staatschefs gebetsmühlenartig im Vorfeld der Invasion immer und immer wieder angekündigt wurden: Die schwersten Sanktionen, die Russland jemals erlebt habe.

Dazu zählen erstmals direkte Sanktionen gegen Präsident Putin und seinen Außenminister Lawrow. Deren (mögliches) Vermögen im Westen wird eingefroren.

In der Presse keinen oder kaum Wiederhall gefunden hat eine Bestimmung, die laut Ukraine dazu führt, dass sämtliche russischen Fluggesellschaften ihre im Westen geleasten Flugzeuge zurückgeben müssen.

Ein westliches Land nach dem anderen verhängt Flugverbote nicht nur gegen russische Fluggesellschaften, sondern auch gegen russische Regierungsflieger: Ein hochrangiges Mitglied der russischen Regierung kam gestern - nach einer doppelten Flugzeit von 17 Stunden in Russland an. Es musste einen Umweg über Deutschland fliegen, das seinen Luftraum - noch offenhält.

Schließlich die Abkopplung Russlands vom SWIFT-Zahlungssystem. Mit diesem System werden Zahlungsinformationen zwischen den Banken ausgetauscht. Vom SWIFT abgeschnitten, können russische Banken keine Zahlungen in den Euro- und Dollar-Raum mehr tätigen oder empfangen - eine ökonomische Katastrophe, die unter Ökonomen als "ökonomische Nuklearoption" bezeichnet wird.

Bis zuletzt hatte sich Deutschland - als letzter Staat - gegen die SWIFT-Sanktion gesperrt, da es befürchtete, Russlands Gas- und Kohlelieferungen nicht mehr bezahlen zu können - und somit keine Ware mehr zu bekommen. Gestern fand man schließlich einen Kompromiss: Zunächst werden nur die bereits mit Sanktionen belegten russischen Großbanken vom SWIFT ausgeschlossen. Weitere russische Banken können bei Bedarf ebenfalls ausgeschlossen werden. Auf diese Weise dürfte sich noch die eine oder andere kleinere russische Bank finden lassen, bei welcher Deutschland seine Gas- und Kohle-Rechnungen an Russland bezahlen kann.

Gleichzeitig bringen die westlichen Staaten massive, weitere Waffenlieferungen an die Ukraine auf den Weg: Hunderte weiterer Panzerabwehrraketen, Flugabwehrraketen, Munition, Maschinengewehre, Schutz und Radarausrüstung, gepanzerte Fahrzeuge. 

Selbst Deutschland hat am 27.02.2022 seine abwehrende Haltung aufgegeben und erstmals der Lieferung von tödlichen Waffen an die Ukraine zugestimmt. Dazu muss man wissen, dass es in westlichen Staaten üblich ist, dass immer der Staat einer Lieferung zustimmen muss, der die Waffen auch produziert hat. So hatte Deutschland kürzlich noch die Lieferung alter Geschütze aus Beständen der Nationalen Volksarmee der DDR von Finnland an die Ukraine abgelehnt. Und ebenfalls den Wunsch der Niederlande, Panzerabwehrraketen aus Deutscher Produktion an die Ukraine zu liefern.

Seit heute ist das alles anders: Deutschland genehmigt nicht nur, sondern liefert auch aus eigenen Beständen: 1.000 Stinger Flugabwehrraketen. Die Amerikaner, von denen diese stammen, dürfen der Lieferung wohl sofort zustimmen.

Nun wird es brenzlig für Russland: Der Bestand an Kampfflugzeugen liegt etwa bei 1.600. Rechnerisch dürfte also bald für jedes - über der Ukraine eingesetztes - russisches Kampfflugzeug eine Boden-Luft-Rakete warten. Das heißt wiederum, dass Putin äußerst vorsichtig agieren muss, in Zukunft große Mengen an Kampfflugzeugen in der Ukraine einzusetzen. Schließlich gibt es ja auch noch andere Landesgrenzen und (potentielle) Konfliktherde, für die noch etwas in Bereitschaft gehalten werden muss.

Zudem haben die westlichen Staaten in den vergangenen Tagen massive Waffenlieferungen an die Ukranie angekündigt: Panzerabwehrraketen, Flugabwehrraketen, Maschinengewehre, Munition, gepanzerte Fahrzeuge, Nachtsichtgeräte, und und und.

Putins Militärstrategen dürften die Haare zu Berge stehen, wenn die Panzerabwehrraketen in der Ukrainischen Armee zur überall und leicht verfügbaren Massenware wird: Die Verlustquote an Panzern, Flugzeugen und Soldaten dürfte in die Höhe schnellen.

Zum ist die Ukraine seit kurzem auch mit einer ganz speziellen Sorte von Panzerabwehrraketen ausgestattet, die speziell auch zum Abschuss von Panzern in Städten geeignet ist. Die ukrainische Hauptstadt Kiew dürfte mittlerweile damit ausgerüstet sein.

Die Zahl an Luftabwehrraketen dürfte in Kürze der Zahl aller Kampfflugzeuge entsprechen, welche Russland in seinem Bestand hat. Das heißt, in der Ukraine wartet auf jedes russisches Flugzeug "seine" Rakete. Eine Tatsache, die dazu führen dürfte, dass Russland seine gut 1.600 Kampfflugzeuge nur äußert dosiert und vorsichtig über der Ukraine einsetzt. Mit faktisch fast derselben Wirkung wie eine Flugverbotszone.

Sprich: Es wird eng für Putin, sehr eng. Dazu kommt noch das psychologische Moment des "Siegens". Man hat den Eindruck, dass sich immer mehr westliche Staaten für Militär- und Finanzhilfe für die Ukraine öffnen. Je länger die Ukraine im Abwehrkampf gegen die putinrussische Invasoren besteht, um so eher ist man gewillt, in ein "erfolgversprechendes" Projekt auch Ressourcen zu stecken und sich zu engagieren.

Für Länder wie die USA, England, Polen, Baltikum und Frankreich war ein Engagement von vorneherein klar. Aber auch hier ändern sich die Perspektiven mittlerweile von kurzfristigem zum langfristigen Horizont.

Frankreichs Präsident  Macron geht mittlerweile davon aus, so sagte er jüngst, dass die Kampfhandlungen in der Ukraine über Jahre hinweg andauern könnten. Sprich, dass die Ukraine in einer Mischung aus mit Verbissenheit und Ausdauer kämpfenden Bevölkerung und hochmodernen, durchschlagenden westlichen Waffenlieferungen Putinrussland über Jahre hinaus wird Paroli bieten können.

Eine Situation, die Putin und seinen Militärstrategen Alpträume bescheren dürfte: Über Jahre hinweg zehntausende, möglicherweise hunderttausend tote russische Soldaten, hunderte verlorene Panzer - das dürfte - zusammen mit den jüngst verhängten Sanktionen - Russland ins Wanken bringen und Putins Machtbasis brüchig werden lassen.

Was also tun? Es muss improvisiert werden: Weißrusslands Machthaber Lukaschenko, der noch jüngst süffisant erklärte, seine Streitkräfte seien an dem Krieg ja gar nicht beteiligt, wird in diesen Stunden - so berichten es ukrainische Medien - von Putin offenbar dazu gedrängt, mit seinen Streitkräften in die kriegerische Auseinandersetzung einzusteigen. - Um mit Biden zu sprechen: Das riecht verdächtig nach hastiger Improvisation.

Nach Angaben der ukrainischen Streitkräfte ist die Kampfmoral der russischen Truppen - bislang ofenbar hauptsächlich junge Männer, Wehpflichtige - äußerst marode. Was könnte also Putin tun? Improvisieren und in aller Eile seine Tschetschenische Garde anfordern. Kampferprobte berüchtigte Kämpfer, die vor nichts zurückschrecken.

Freilich - auch das lief nicht gut an: Am Samstag Abend bombardierten die Ukrainischen Streitkräfte mit einer türkischen Kampfdrohne einen Nachschubzug mit über 50 Tankwagen. Aus der ukrainischen Bevölkerung kam der Hinweis auf den Zug. Dieser gingen nach dem Angriff in Flammen auf. Wie sich später herausstellte, starb in dem Flammenmeer auch der General der Tschetschenen.

Was also noch tun, mit diesem überaus miserablen "Kartenblatt" auf der Hand? Offenbar sah Putin in dieser Situation nur noch die Möglichkeit, die zweithöchste Karte, den zweithöchsten Joker auszuspielen: Die Drohung mit seinem Nuklearschlag. Diese Drohung ist freilich - rationales Verhalten vorausgesetzt - eine leere Drohung. Denn wenn Putin - beispielsweise taktische - Atomwaffen in der Ukraine einsetzen würde, wäre der atomare Konflikt mit USA und NATO nicht mehr zu vermeiden. Das würde Putin nicht wagen. Denn dann wäre ebenso auch sein "Großrussland" obsolet, und der Besitz einer atomar verwüsteten Ukraine wäre weiter von allen Putins Großmachtzielen entfernt, als jemals zuvor.

Insofern sollte man Putins Drohung als Pokerspiel betrachten, als höchstmöglicher Bluff, um mit letzter Kraft das (konventionelle) Kriegsruder durch Einschüchterung des Westerns doch noch herumzureißen. Hier dürfte sich Putin aber verkalkuliert haben. Die westlichen Staaten und die Verbündeten in der NATO sind durch Putinrusslands - von Politikern und Regierungen immer häufiger als kriegsverbrecherisch bezeichnetes - Verhalten so eng zusammengerückt wie niemals zuvor.

Der damalige US-Präsident Trump hatte über Jahre hinweg mit Zuckerbrot und Peitsche vergeblich versucht, Deutschland zu einem Militärbudget in Höhe von 2% zu bewegen. Über Jahre hinweg sank die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr mehr und mehr. Auf Manövern der Bundeswehr wurden ersatzweise Besenstile verwendet, die fehlende militärische Ausrüstung symbolisierten.

Heute, nach drei Tagen Ukraine-Invasion, hat die Ampel-Koalition einen Sofort-Etat für die Bundeswehr von 100 Milliarden EURO beschlossen. Und ein jährliches Verteidigungsbudget von mindestens 2%.

Soweit die Analyse von Putins Ankündigung.

Im Anschluss folgt ein Kommentar:

 



 

Kommentar

Der freien, demokratischen Welt ist klar, und wird immer klarer, dass Putin dabei ist, der militärische Hitler des 21. Jahrhunderts zu werden. Dagegen muss die freie Welt aufstehen. Da darf die freie Welt nicht zucken und nicht wanken, sondern muss standhaft dagegen stehen.

Wir entscheiden heute und in der nächsten Zeit  über die Zukunft von Europa, von Deutschland, von der ganzen Welt. Wir entscheiden heute und in der nächsten Zeit darüber, ob wir, ob unsere Kinder, Enkel und Urenkel in Frieden und Freiheit leben können. Oder ob sie sich - einmal Druck, Drohungen und Einschüchterungen nachgebend - einem machtbesessenen, erbarmungslosen, unmenschlichen, antidemokratischen, militärisch und machtseitig hitlerartigem Kryptodiktator beugen müssen.

Mag Putin noch so sehr mit der atomaren Spielkarte drohen. Lassen wir uns nicht einschüchtern. Bleiben wir standhaft. Lassen wir auf keine faulen Kompromisse ein.

Entscheiden wir uns für die Freiheit !

 



 

Stand: 27.02.2022-18:58

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(Mittwoch, 02.03.22 - 14:55 Uhr   -   16412 mal angesehen)

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